Acht Fragen an Anna, eine ehemalige Bewohnerin der Schwalbe, Juli 2022

Wer bist du und wie lange hast du in der Schwalbe gewohnt?
Ich bin Anna und habe insgesamt vier Jahre mit einer Unterbrechung von zwei Jahren in der Schwalbe gewohnt.

Wie wohnst du, seitdem du aus der Schwalbe ausgezogen bist und was machst du?
Ich wohne eigenständig in einer Wohnung in Graz und arbeite in einem Pflegeheim.

Willst du uns erzählen, was dazu führte, dass es zu deinem Aufenthalt in der Psychiatrie kam, bevor du in die Schwalbe gezogen bist?
Ich hatte eine sehr schwierige Zeit, weil mein damaliger Freund sich von mir getrennt hatte. Außerdem habe ich eine Zeit lang relativ viele Drogen konsumiert und viel Alkohol getrunken. Nach der Trennung wurde ich sehr depressiv und war auch kurzeitig psychotisch. Ich kam ins Krankenhaus und wurde medikamentös eingestellt. Da war ich, glaube ich, 23.

Die nächsten fünf Jahre waren sehr durchwachsen mit sehr hohen Höhen und sehr tiefen Tiefen. Ich musste lernen meine Erkrankung zu verstehen und auch musste ich einsehen, dass ich ein Problem hatte, dass man so leicht nicht weglöschen kann. Ich habe mittlerweile eine Diagnose, sie lautet bipolar. Mit dieser Diagnose kann ich heute gut leben. Die Schwalbe hat mir Halt, ein Zuhause und Geborgenheit geschenkt. Die Einrichtung hat es mir ermöglicht, mich wieder zu erden, mich zu entwickeln und Wurzeln zu schlagen.

Wenn du deine Gefühle in der Zeit deiner Krise in einem Satz zusammenfassen müsstest, wie würde er lauten?
Alles war düster und trist.

Wie hast du von der Schwalbe erfahren und warum hast du dich für diese Wohngemeinschaft beworben?
Ich habe mich im Internet über betreute Wohneinrichtungen schlau gemacht. Außerdem habe ich in der Kreativwerkstatt (eine Tagesstruktur der GFSG) eine Bewohnerin aus der Schwalbe kennengelernt, die sehr davon geschwärmt hat, dort zu leben. Das hat mir das Einziehen natürlich auch sehr schmackhaft gemacht.

Gibt es etwas, bei dem dir die Schwalbe besonders weitergeholfen hat, etwas das du für dein Leben heute mitnehmen konntest?
Ja, ganz vieles. Also die Arbeit im Garten war sehr nährend für mich. Auch das gemeinsame Kochen hat mir sehr viel für mein jetziges Leben gebracht, weil ich davor so gut wie gar nicht kochen konnte.

Ich habe auch sehr viel über mich selbst und darüber gelernt, wie man Experte für seine Erkrankung wird und wie man am besten mit schlechten Phasen umgehen kann. Ich habe auch gelernt, dass eine Gemeinschaft und ein Dach über dem Kopf sehr viel Halt geben kann.

Wenn du an die Wohngemeinschaft denkst, an was erinnerst du dich besonders gern?
Am besten kann ich mich daran erinnern, dass ich die Katzen geliebt habe.

Außerdem habe ich mich sehr heimelig und wohlig in der Atmosphäre des Hauses und des Gartens gefühlt. Die Gespräche mit Frau Vanek habe ich auch als sehr positiv und aufbauend in Erinnerung behalten. Und natürlich die Schwalben-Urlaube, die ich jedes Mal sehr genossen habe.

Die Frauen, die ich kennen gelernt habe, werde ich auch nie vergessen.

Es waren echt sehr tolle Persönlichkeiten unter ihnen und ich bin sehr dankbar, dass sie ein Teil meines Lebens waren.

Gibt es etwas, dass du der Schwalbe ausrichten willst, oder den Menschen über die Schwalbe sagen magst?
Ich bin einfach sehr froh, damals auf die Schwalbe gestoßen zu sein.

Ich kann allen, die eine Krise durchleben ans Herz legen, dort Zuflucht zu suchen. Weil es bringt echt was, an einem schönen Ort zu sein, der einem Raum und Zeit zur Erholung ermöglicht.